Lofoten bis Lyngen: Ein Roadtrip durch Nordnorwegen
Reisetagebuch
TOP-ZIELE
1. Gustavsfors (Schweden)
2. Lofoten
- Reine
- Fredvang
- Nusfjord
- Offersøykammen
- Henningsvær
3. Vesterålen
4. Senja
- Okshornan (Gebiss des Teufels)
- Hesten (Segla)
- Ånderdalen Nationalpark
5. Blåvatnet (Lyngen)
6. Polarkreis (Saltfjellet)
7. Trollstigen
8. Vimmerby (Schweden)
Anreise
Aus Wien kommend, hatten wir eine weite Fahrt zurückzulegen, bis wir im Norden non Norwegen waren, bzw. auf den Lofoten. Zusätzlich fuhren wir über Bayern und nahmen dann die Nachtfähre von Rostock nach Trelleborg. In Schweden angekommen, ging es zunächst nach Gustavsfors (was grundsätzlich auf unserer Route lag), um meinen Bruder zu treffen, der dort gerade Urlaub machte.
Wir wählten übrigens bewusst die Route über Norwegen und nicht Schweden, da der Preisunterschied an der Zapfsäule immens war und es uns egal war, ob wir bei rund 1800 km zwei Stunden mehr oder weniger brauchen. Bei der Wahl der Route sollte man berücksichtigen, dass in Norwegen das Tempolimit meist 80 kmh ist, während in Schweden meist 110 kmh auf Autobahnen zulässig sind. Noch am Abend überquerten wir die norwegische Grenze und fanden (Park4Night sei dank) ein wunderschönes Plätzchen direkt am See.
Die nächsten zwei Tage waren wir nur on the road. Die Strecke war sehr Abwechslungsreich und von 23° bei Sonnenschein bis 5° bei strömendem Regen, war alles dabei. Natürlich sind wir auch oft stehen geblieben, da sich hinter jeder Kurve ein neues landschaftliches Schauspiel zeigte. Und wer hätte es gedacht, wir haben tatsächlich an beiden Tagen einen Elch zu sehen bekommen - einfach neben der Straße, im saftigen grün🦌. (Leider etwas weit für die Kamera, aber dennoch).
In Bodø nahmen wir dann die Fähre nach Moskenes (Lofoten), die mitten in der Nacht ablegte. Wir wunderten uns zunächst darüber, warum das Personal so lange brauchte, um die Fahrzeuge zu verladen, bis klar wurde, dass die Überfahrt kein Vergnügen wird. Es war bereits an Land extrem windig, auf See spiegelte sich das in einem unfassbaren Wellengang wieder. Das Personal war darum bemüht, die unterschiedlichen Gewichtsklassen der Autos, Wohnmobile und LKWs gleichmäßig zu verteilen und zu verzurren...
Lofoten Islands
In den nächsten Tagen verbrachten wir unsere Zeit auf den Lofoten. Nach einer kurzen Erkundungsfahrt stellten wir fest, dass selbst im September der Tourismus lebhaft war. Da die "Hauptstraße" sehr schmal ist, gibt es kaum Parkmöglichkeiten entlang der Straße, geschweige denn abseits davon. Die wenigen vorhandenen Parkplätze sind überfüllt und hauptsächlich von Wanderern frequentiert.
Das Wetter ist rau, unberechenbar und bereits sehr herbstlich. Wir kamen aus dem 30-Grad-Sommer in Wien und mussten uns erst einmal umstellen. Nach Ankunft auf den Lofoten, wollten wir noch auf den 'Tindstinden' wandern, brachen aber etwa nach der Hälfte ab, als es anfing zu regnen. Ehrlich gesagt kam uns das gar nicht so ungelegen, da wir eh noch recht müde von der turbulenten Überfahrt waren. Die erste Nacht auf den Lofoten verbrachten wir auf dem Moskenes Campingplatz, der sich direkt neben der Fähre befindet, aber dennoch in einer sehr ruhigen und malerischen Umgebung liegt.
Wanderung auf den Reinebringen
Heute haben wir eine der berühmtesten Wanderungen auf den Lofoten unternommen - den Aufstieg zum Reinebringen. Obwohl der Wind beinahe versuchte, uns vom Berg zu pusten, war die Aussicht vom Gipfel schlichtweg unbezahlbar. Wir schauten hinunter auf das malerische Fischerdörfchen Reine, mit seinen Bergen und der kurvenreichen Straße entlang des Fjords.
Der Wanderweg war hervorragend instand gehalten, relativ kurz, aber auch anstrengend, denn er bestand aus nicht endend wollenden Steinstufen. Aufgrund fehlender Alternativen wählten wir den großen Parkplatz im Ort als Ausgangspunkt, obwohl es von dort etwas weiter zum tatsächlichen Beginn des Aufstiegs war. Auf dem Weg nach oben gab es dann immer wieder Gelegenheiten, um kurz Atem zu holen, da die Steinstufen relativ schmal sind und häufig gerade so der Gegenverkehr vorbei kommt. Wir hatten es gerade noch rechtzeitig geschafft, als wir oben waren, begann es bereits zuzuziehen und der Wind frischte deutlich auf. Der Blick über Reine war dennoch unbezahlbar und ließ uns die Strapazen rasch vergessen.
Nusfjord
Noch am Nachmittag fuhren wir weiter Richtung Fredvang, wo wir am Ausgangspunkt von der Ryten -bzw. Kvalvika Beach Wanderung übernachteten. Während wir am Morgen den hart gesottenen dabei zusahen, wie sie bei stürmischem Wetter, in voller Regenmontur den Berg hinauf gingen, fiel für uns die Wanderung aus. Stattdessen fuhren wir in ein nahegelegenes kleines Fischerdörfchen - Nusfjord, wo jedes Haus auf Stelzen steht. Die Wetterstimmung passte zu dem entlegenen kleinen Örtchen und tauchte ihn in eine mystische, tolle Stimmung.
Nach der ersten Fotosession holten wir uns in der kleinen Bäckerei norwegische Zimtschnecken und kehrten gleich noch in der Pizzeria nebenan ein. Voll gefuttert suchten wir uns eine Bucht zum übernachten und ließen den Abend ausklingen.
Offersøykammen
Der nächste Anlaufpunkt war die Wanderung auf den Offersøykammen. Wir freuten uns über die zaghaften Sonnenstrahlen am Morgen, und brachen sofort Richtung Parkplatz auf. Was uns wiedermal faszinierte war der Tunnelbau der uns mit ordentlich Gefälle ans andere Fjordufer brachte. Wir schnappten unsere Rucksäcke und Regenjacken und machten uns auf den Weg den Berg hinauf. nach ca. 3/4 der Wegstrecke, zog es ur plötzlich zu und der Berg hüllte sich in die Wolken.
Da wir den Gipfel schon sehen konnten, zogen wir uns die Regenjacken an und bahnten uns den weg weiter nach oben, in der Hoffnung, die Wolken verschwinden so schnell wie sie gekommen waren. Am Gipfel angekommen, konnte man noch ungefähr 5 m weit sehen und der Wind tat sein übriges. Nach kurzer Verschnaufpause traten wir somit den Rückweg an, in der größtmöglichen Geschwindigkeit, wie unsere Knie mitspielten. Wir erreichten den Parkplatz gerade so, als es richtig anfing zu regnen.
Es ist nicht leicht hier irgendetwas zu planen, wenn sämtliche Wetter-apps, auch die norwegische "YR" die uns empfohlen wurde, komplett versagen. Wenn für die nächsten Stunden Sonne angesagt ist, kann es genauso gut regnen und umgekehrt, nichtmal der Regenradar stimmt. Innerhalb von 5 min ändert sich das Wetter oft komplett.
Hennigsvær
Dem Touristenstrom folgend fuhren wir nach Hennigsvær, einer wunderschönen und (leider auch sehr bekannten) Ortschaft, bestehend aus vielen kleinen Inseln.
Am nächsten Morgen sollten wir dafür mehr Glück mit dem Wetter haben. Gleich in der früh machten wir uns auf den Weg zum Aussichtspunkt über Hennigsvær. Bevor wir am Horizont die nächste Wetter front sahen, rannten wir regelrecht den Berg hinauf, damit wir die wahnsinns Aussicht ja nicht verpassten. Der Aufstieg ist recht kurz aber unbefestigt und sehr steil, lohnt sich aber auf jeden fall.
Mit einem letzten Drohnenshot über Henningsvær und dem beliebten Fotomotiv - das malerisch gelegene Fußballfeld am Ende der kleinen Inselreihe - verließen wir die Lofoten
Inselkette Vesterålen
Wir erreichten die Inselketten der Region Versterålen. Der Wind hatte nachgelassen und die immer größer werdenden Regenpausen ermöglichten es uns die Drohne nun öfter auszupacken. Auf der Insel Andøya fuhren wir die wirklich traumhaftschöne Landschaftsroute bis nach Andenes entlang. Wir übernachteten an einem sehr schön, am Strand gelegenen Campingplatz und bestaunten den 'Mannen' aus Drohnenperspektive, nachdem das Wetter wieder einmal nicht mitspielte.
Der kürzeste Weg, um von Andenes auf die nächste große Insel 'Senja' zu gelangen, ist die Fähre nach Gryllefjord. Allerdings wird diese nur in den Sommermonaten betrieben. Da wir mitte September schon zu spät dran waren, blieb uns nichts anderes übrig als über die E10-E6 zu fahren. Aber wie immer lohnt sich in Norwegen jeder Meter den man fährt.
Insel Senja
Mittlerweile sind wir so weit im Norden, dass die Temperaturen auch bei Sonnenschein nicht mehr in den zweistelligen Bereich klettern. Wir sind auf der Insel Senja angekommen, der Touristenstrom, der auf den Lofoten noch allgegenwärtig war, dünnt sich hier bereits deutlich aus. Die Landschaft ist etwas weitläufiger, aber nicht weniger schroff und einfach nur faszinierend. Nachdem wir auch hier die ausgewiesene Landschaftsroute abgefahren sind, werden wir hier wohl noch 1-2 Tage extra einbauen. Vom letzten Jahr Norwegen sind wir bereits gewohnt, dass die Straßen abseits der Hauptstraße, nur einspurig sind, mit Ausbuchtungen zum Ausweichen wenn ein Fahrzeug entgegen kommt. Heuer entwickelt sich das allerdings als zunehmend spannend - wir sind doch etwas größer mit dem MAN und kommen an LKW’s nicht mehr so leicht vorbei, die Geschwindigkeit die die LKW-Fahrer an den Tag legen machen es nicht besser. Auch die unzähligen Tunnel die wir passieren, sind super schmal, nur spärlich beleuchtet und mehr als gruselig 👻
Wir übernachteten in der Bucht des Steinfjord, wo man einen tollen Blick auf die Landschaft hat. Wir erkundeten die verschiedenen Aussichtspunkte und die wunderschöne Landschaft. Die Nächte waren mittlerweile so kalt, dass wir am nächsten Morgen mit Schnee auf den Bergspitzen begrüßt wurden. Was den Regen anging zitterten wir abermals, es regnete noch immer mehrmals täglich und für den nächsten Tag war die Wanderung auf den Hesten geplant (Aussicht auf den Segla) die sich allmählich nicht mehr weiter rauszögern lasst.
Segla (Hesten Wanderung)
Auf diesen Tag wartete ich schon seit letztem Jahr - die Wanderung auf den Hesten mit dem wahnsinns Blick auf den Segla. Wer hätte das geglaubt, Bei super schönem Wetter haben wir uns in den morgen Stunden auf den Weg gemacht. Wie man an dem schroffen Gestein erkennen kann, war der Weg nach oben wiedermal nicht der spaßigste und meine Orientierung hat auf halber Strecke auch noch einen Aussetzer gehabt, so dass wir zunächst den falschen Gipfel angesteuert haben. Aber nichts desto trotz, sind wir oben angekommen. Wir waren sogar kurze Zeit ganz alleine, bevor sich die nächsten Wanderer den Weg nach oben bahnten.
Die Wanderung beginnt recht einfach, um allerdings auf den Gipfel zu gelangen wird die zweite Hälfte deutlich steiler und die letzten Meter haben es in sich. Für die letzten Teil kann man entweder an der Klippe entlang gehen, oder gleich über das Geröll nach oben klettern. Welcher der beiden Wege letztlich der bessere ist, können wir nicht sagen, sie nehmen sich vermutlich nicht viel und sind eher geschmacksache.
Ånderdalen Nationalpark
Nach dem sonnigen Aufstieg auf den Hesten, fuhren wir weiter zum Ånderdalen Nationalpark. Direkt am Ausgangspunkt einiger Wanderrouten befindet sich ein sehr schöner Campingplatz direkt am See, wo wir noch die letzten Sonnenstrahlen genießen konnten.
Obwohl wir bereits im morgengrauen aufbrachen in der Hoffnung Elche oder/und Rentiere im Park zu sehen, hielten sie sich versteckt und so bleib es bei einer kleinen Parkerkundung. Der Ånderdalen Nationalpark eignet sich normalerweise hervorragend um Tiere zu sehen.
Wir ließen die Insel Senja hinter und und folgten dem Weg weiter in den Norden in die Lyngen Alpen.
Blåvatnet See
Der Schnee auf den Bergspitzen war mittlerweile allgegenwärtig. Wir suchten uns einen nahegelegenen Parkplatz am Ausgangspunkt der Wanderung, wo wir die Nacht verbringen konnten. Obwohl wir direkt neben der Straße standen und am Nachmittag recht viel los war, waren wir nachts komplett alleine und die Straße unbefahren. Da die Morgenstunden meistens am sonnigsten waren, brachen wir früh auf. Der gesamte Weg zum Gletschersee hat kaum Höhenmeter und der erste Teil des Weges ist sehr gut präpariert. Anschließend muss man den Großteil des Weges über Geröll zurücklegen, somit ist der Weg nicht zu unterschätzen und gutes Schuhwerk viel wert. Je näher man dem See und dem Gletscher kommt, desto spürbar kälter wird es. Schon zu Beginn des Wanderweges sieht man den Gletscher, der See bleibt jedoch bis zur letzten Kuppe versteckt, bis einen dann das magisch türkisblaue Wasser eindrucksvoll vor der majestätischen Kulisse des Gletschers entgegen schimmert.
Der frühe Aufbruch am Morgen zahlte sich aus, denn so konnten wir die atemberaubende Szenerie ganz für uns allein genießen. Erst auf dem Rückweg trafen wir einige andere Personen, die gerade ihren Weg dorthin antraten.
Polarkreis
Der Blåvatnet See war unser nördlichstes Ziel der Reise. Die nächsten Tage bestanden hauptsächlich daraus, Kilometer zu machen um rechtzeitig die Fähre zu erreichen. Glücklicherweise erreichten wir bei gutem Wetter und in den Abendstunden die Hochebene, ganz in der Nähe des Arctic Circle Centers. Dort trafen wir auf mehrere Rentierherden, die in der Abenddämmerung grasten.
Der Himmel war endlich mal wolkenlos und wir beschlossen die Nacht hier zu bleiben und auf Polarlichter zu hoffen. Gegen 22:00 uhr sahen wir aus dem Nichts einen leichten Schimmer am Himmel. Alarmiert schnappten wir uns die Kamera, zogen uns sämtliche Jacken an, die wir dabei hatten (es hatte ganze 3° C) und setzten uns aufs Dach des MAN. Die Lichtershow die sich uns dann bot, war einfach faszinierend und surreal.
Um dieses Schauspiel zu erleben, sind klare dunkle Nächte und eine gewisse geografische Lage entscheidend. In Nordnorwegen, besonders oberhalb des Polarkreises, hat man häufig das Glück, so lange das Wetter mitspielt. Die besten Chancen bestehen jedoch in den dunklen Wintermonaten von Oktober bis März - Die Kombination aus langen Nächten und klarem Himmel schafft optimale Bedingungen.
Außerdem nutzen wir die Aurora-App, die sich als nützlicher Begleiter erwies. Sie lieferte regelmäßige Updates zu den aktuellen Bedingungen und sorgte dafür, dass wir die Polarlichter nicht verpassten.
Trollstigen
Gestern fuhren wir zu unserem letzten Spot in Norwegen, den Trollstigen - eine der bekanntesten Touristenstraßen Norwegens und die "Heimat der Trolle". Nadelöhr um Nadelöhr schlängelt sich die Straße, wiedermal zumeist einspurig, den Berg hinauf. Ein gewaltiger Wasserfall fällt dicht neben der Straße in die Tiefe und oben angekommen hat man ein sagenhaften Panoramablick.
Vimmerby (Schweden)
Einmal zurück in die Kindheit - Am Geburtsort von Astrid Lindgren - Vimmerby - findet man nicht nur das Anwesen der Eltern, aus dem heute ein schönes, sehenswertes Museum gemacht wurde. Ein großer Themenpark, der die beliebtesten Geschichten verkörpert und eine Statue der Schriftstellerin findet man außerdem im Ort. Unweit von Vimmerby befindet sich auch Lönneberga und wieder ein paar Kilometer weiter der Katthulthof - der Drehort von Michel aus Lönneberga.
Mit diesem letzten Zwischenstop endete unsere 3 wöchige Reise. Zufrieden und voller Eindrücke der letzten Wochen steuerten wir ein ruhiges Plätzchen in der nähe der Fähre an, um die letzte Nacht in der Natur zu verbringen, bevor uns die Fähre am Morgen nach Deutschland brachte.